Sitten, 02.02.2023Die Zivilgesellschaft hat den Prozess der Totalrevision der Verfassung lanciert – wie beurteilt sie das Ergebnis nach vier Jahren Arbeit?

Heute treten über 100 Walliser Persönlichkeiten als Botschafterinnen und Botschafter des Verfassungsentwurfs auf. Bürgerinnen und Bürger, die sich in unterschiedlichen Bereichen wie Innovation, Kultur oder Tourismus engagieren, möchten ein nicht-politisches Zeugnis über die neue Verfassung ablegen.

Acht dieser Persönlichkeiten haben sich heute im Hôtel des Vignes in Uvrier vor den Medien geäussert. Diese Männer und Frauen aus der Wirtschaft, dem Gesundheitswesen oder aus Vereinskreisen, die aus allen Altersgruppen und allen Regionen des Kantons stammen, treten auf, um in der Bevölkerung für den Text zu werben.

Jean-Henry Papilloud, Historiker aus Martigny und Präsident der Société d’Histoire du Valais Romand (SHVR), erinnert daran, dass die Abstimmung vom 3. März ein entscheidender Moment für die Geschichte unseres Kantons ist. Für ihn besteht kein Zweifel an der Notwendigkeit, den wackligen, lückenhaften und im Laufe der Zeit geflickten Text von 1907 zu ersetzen. Der neue Verfassungsentwurf, das Ergebnis eines föderalistischen Kompromisses, bewahrt die nützlichen Errungenschaften der Vergangenheit und bietet gleichzeitig Lösungen an, damit sich die Bevölkerung mit den Instrumenten von heute und morgen eine Zukunft aufbauen kann. Die Website der SHVR (www.shvr.ch), die reich an Studien und Dokumenten ist, steht allen Personen offen, die sich für das Schicksal des Wallis interessieren.

Roman Kuonen, Dr.med, aus Leuk ist Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, arbeitete 34 Jahre lang in der medizinischen Grundversorgung und in medizinischen Gremien und ist seit September 2023 im Ruhestand. Die neue Verfassung bringt für ihn wesentliche Verbesserungen, indem sie die Gesundheitspolitik und die koordinierte Patientenversorgung definiert. Der Artikel über den Zugang zu einer dezentralen medizinischen Grundversorgung ist für ihn von enormer Bedeutung. Er begrüsst auch die Tatsache, dass Prävention und das Recht auf eine gesunde Umwelt in der neuen Verfassung verankert sind.

Emilie Dellecker aus Grimisuat ist Mitbegründerin von Hackventures und Foodhack, der weltweit grössten Gemeinschaft von Foodtech-Unternehmern (Lebensmittelinnovation). Vom Wallis aus trägt sie dazu bei, die Welt der Agrar- und Ernährungswirtschaft zu verändern. Für sie umfasst der Entwurf der neuen Verfassung im Gegensatz zur alten Verfassung die wesentlichen Dimensionen der Walliser Wirtschaft im 21. Jahrhundert. Im Zentrum des Entwurfs stehen natürlich die Landwirtschaft, aber auch die Technologie, Gesundheit und Umwelt. Die Bereitstellung der öffentlichen Daten des Kantons eröffnet auch wirtschaftliche Chancen.

Neil Beecroft-Gillioz ist Mitbegründer von PuraWorka SA (CoWorking Sion/Zermatt), und von the SHIFT Sàrl (Agence Durabilité/Innovation). Er erinnert daran, dass sich die Welt verändert und mit ihr die Regeln der Wirtschaft, auch im Wallis. Nach Ansicht des Unternehmers müssen wir uns in der Führung unserer Unternehmen und in unserer Fähigkeit, auf Märkte in der Schweiz und im Ausland zu reagieren, weiterentwickeln. Die neue Verfassung garantiert liberale Rahmenbedingungen für die Wirtschaft, indem sie sich stärker auf Anreize konzentriert. Sie ist ein Beschleuniger, um die Walliser die Walliser Wirtschaft wohlhabender, widerstandsfähiger und nachhaltiger zu machen und sie de facto auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene besser zu positionieren.

Jennifer Skolovski, künstlerische Co-Leiterin der Compagnie Digestif, ist Initiatorin und Leiterin des Treffpunkts Tschüdanga in Salgesch, einem Ort des kreativen Schaffens und der Begegnung zwischen Mensch, Tier und Natur. Sie wurde kürzlich mit dem Lapurla Award in der Kategorie «Best Practice ‘Kinder zur Kunst’» ausgezeichnet. Der Verfassungsentwurf spiegelt in vielen Bereichen eine Weltanschauung wider, für die sich Jennifer in ihrem künstlerischen Schaffen täglich einsetzt: Respekt vor der Natur und der Umwelt, Förderung der Teilhabe aller an der Gesellschaft, Stärkung der kantonalen Einheit. All dies sind für sie Gründe, sich für das Projekt einzusetzen und Verantwortung zu übernehmen, indem sie sich für das Wallis von morgen entscheidet.

Stéphane Faustinelli aus Collombey-Muraz ist gehörlos, pensioniert (ehemaliger Regionaldirektor des Schweizerischen Gehörlosenbundes), Präsident des Walliser Gehörlosenvereins und in verschiedenen Organisationen im Behindertenbereich aktiv. Für ihn bringt die neue Verfassung eine notwendige Modernisierung für die zukünftigen Generationen sowie für Menschen mit Behinderungen. Die Artikel über die Rechte von Menschen mit Behinderungen ermöglichen ihnen eine bessere Selbstbestimmung sowie eine bessere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, beispielsweise durch die Unterstützung von Gebärdensprachen.

Sophie Savioz O’Connell, Architektin in Siders, begrüsst die Fähigkeit der neuen Verfassung, die tiefgreifenden Entwicklungen unserer Gesellschaft in Bezug auf die Kultur, die Generationen und die aktuellen Lebensweisen widerzuspiegeln. Dieser Modernisierungsprozess steht im Einklang mit den heutigen Realitäten. Die Verfassung von 2024 ist weit mehr als eine Sammlung von Regeln und Grundsätzen: Sie ist ein verbindendes Projekt, mit dem sie sich identifiziert und in dem sich auch die Walliser Bevölkerung wiedererkennen könnte.

Jean-Daniel Clivaz, Hotelier und Restaurateur in Crans-Montana, aktiv in Walliser Tourismuskreisen und Mitbegründer des Magicpass, begrüsst ein ausgewogenes, innovatives, aber auch traditionsbewusstes Projekt. Die Verfassung gibt dem Staat und den Gemeinden den Auftrag, die Rahmenbedingungen für die Entwicklung eines diversifizierten und qualitativ hochwertigen Tourismus zu schaffen, der das Gleichgewicht zwischen dem Tal und den Bergen fördert. Das ist ein echter Fortschritt, denn in der Verfassung von 1907 war das Wort Tourismus bislang unbekannt. «Ein Kurs ist festgelegt. Es liegt an uns Tourismusakteuren, gemeinsam mit dem Gesetzgeber diesen Wunsch in die Tat umzusetzen.»

Im Falle einer Annahme des Textes am 3. März 2024 zeigen die in diesen Aussagen erwähnten Wege die Chance, die die Umsetzung der neuen Verfassung für die Walliser Gesellschaft darstellen wird. Die neue Verfassung wird den Kurs für die Organisation des Kantons vorgeben. Die Zusammenarbeit zwischen dem Grossen Rat und der Zivilgesellschaft wird danach von entscheidender Bedeutung sein, um gemeinsam den Weg zum Wallis von morgen zu ebnen. Das Projekt einer Generation!

Liste der 100+ Botschafterinnen und Botschafter des Verfassungsentwurfs:

100+ Persönlichkeiten aus dem französischsprachigen Wallis:

https://constitution-oui.ch/ambassadrices-et-ambassadeurs-de-la-constitution/

30+ Persönlichkeiten aus dem Oberwallis:

https://www.vs-verfassung2024.ch/unterstuetzende/

Im ganzen Kanton finden Informationsveranstaltungen und Debatten statt. Kalender:

https://www.vs-verfassung2024.ch/

 und https://constitution-oui.ch/calendrier-des-seances-dinfo